Lappen-OP in Verbindung mit einer Kollagenmatrix

  • Gingivale Rezession am oberen Eckzahn. Gesundes interdentales Gewebe.
  • Präparation eines Lappens. Schnittführung entsprechend der koronalen Verschiebeplastik.
  • Platzierung der zugeschnittenen und rehydrierten mucoderm® Matrix auf der freiliegenden Wurzeloberfläche und Fixierung mit Nähten.
  • Koronale Reponierung des Lappens und komplette Abdeckung der mucoderm® Matrix. Nahtversorgung.
  • Auflösung des Defekts. Komplette Wurzeldeckung.
Miller Klasse I (Rezession reicht nicht bis zur Mukogingival-grenze (MGG)) und Klasse II gingivale Rezessionen (Rezession reicht bis oder über MGG) sind charakterisiert durch ein gesundes interdentales Gewebe und erlauben eine gute Prognose bzgl. einer kompletten Wurzeldeckung. Abhängig von der Weichgewebesituation kann eine Kollagenmatrix (mucoderm®) als Alternative zu einem subepithelialen Bindegewebetransplantat (BGT) verwendet werden, um freiliegende Wurzeln zu decken [1, 2]. Besonders in dünnen Biotypen (Gingivadicke ≤ 1.0 mm) kann ein volumenunterstützender Ansatz, wie der Einsatz von mucoderm®, indiziert sein.

Lappentechniken

Zur Behandlung singulärer oder multipler gingivaler Rezessionen kann mucoderm® in Verbindung mit allen gängigen chirurgischen Techniken wie beispielsweise dem (modifizierten) koronalen Verschiebelappen und Tunneltechniken verwendet werden.

Abdeckung der Kollagenmatrix

Bedecken Sie die mucoderm® Matrix in Wurzeldeckungsverfahren immer vollständig mit dem reponierten Lappen. Die Kollagenmatrix wird durch das aufliegende Weichgewebe mit Nährstoffen und Blut versorgt, wenn sie auf eine avaskuläre Wurzeloberfläche platziert wird. Eine frühe Exposition der Matrix kann zu einem Verlust des Transplantats führen.

Immobilisierung

Um Mikrobewegungen zu verhindern und einen engen Kontakt mit dem periostalen Wundbett sicherzustellen, sollte mucoderm® in Spaltlappenverfahren immer eng mit dem intakten Periost vernäht werden. Einzelknopfnähte oder Kreuznähte können hierfür verwendet werden. Die Verwendung von resorbierbaren Nähten wird empfohlen. Wenn die Tunneltechnik angewendet wird, sollte die Kollagenmatrix auf Höhe der Schmelzzementgrenze eines jeden Zahnes mittels Schlingnähten fixiert werden.

Rehydratation

Um eine optimale Flexibilität der Matrix und gute Adaptation an die Wurzeloberflächen zu ermöglichen, sollte mucoderm® für 5 bis 10 Minuten in steriler Kochsalzlösung oder Patientenblut rehydriert werden.

Rezessionsdeckung mit mucoderm® (Prof. Dr. Dr. A. Kasaj)
Rezessionsdeckung mit mucoderm® (Prof. Dr. Dr. A. Kasaj)

mucoderm® ist eine natürliche Typ I/III Kollagenmatrix, die im Rahmen eines mehrstufigen Reinigungsprozesses aus der Dermis von Schweinen gewonnen wird. Dieses Verfahren entfernt alle potenziellen Immunogene. Die verbleibende Matrix ist eine aus Kollagen und Elastin bestehende Membran mit einer hohen interkonnektierenden Porosität [3, 4]. mucoderm® fördert die Revaskularisation und zügige Weichgewebeintegration und stellt damit eine geeignete Alternative zum patienteneigenen Bindegewebe dar [1, 2].

Durch das dreidimensionale Weichgewebenetzwerk durchdringt das Patientenblut die mucoderm® Matrix nach der Applikation, wodurch Wirtszellen zum Transplantat gebracht werden, die den Revaskularisationsprozess einleiten. Das Kollagennetzwerk fungiert dabei als Leitgerüst für einwachsende Blutgefäße und Zellen, wie etwa Fibroblasten, wodurch eine schnelle Revaskularisierung und Gewebeintegration unterstützt wird. In dem Maße wie neues Kollagen durch adhärierende Zellen gebildet wird, wird die Matrix graduell abgebaut und schließlich durch Wirtsgewebe ersetzt [5].

In bestimmten Indikationen kann die Verwendung eines BGT empfohlen sein, so z. B. bei Präparation eines sehr dünnen Lappens oder wenn kein spannungsfreier Verschluss erreicht werden kann oder ein beträchtlicher Gewinn an keratinisiertem Gewebe gewünscht ist.

 

[1] Cosgarea et al. Quintessence Int. 2016;47(9):739-47
[2] Cieślik-Wegemund et al. J Periodontol. 2016 Dec;87(12):1436-1443
[3] Pabst et al. J Periodontal Res. 2014 Jun;49(3):371-81
[4] Pabst et al. Clin Oral Investig. 2015 Mar;19(2):561-4
[5] Rothamel et al. Head Face Med. 2014 Mar 27;10:10